Warum der Fachkräftemangel in Wahrheit eine Flucht ist
In Deutschland wird aktuell in nahezu jedem Wirtschaftssektor vom Fachkräftemangel gesprochen, als wäre es das neuste Modewort. Dabei könnte man fast meinen, das Problem sei vergleichbar mit einer Mangelware im Supermarkt: „Oh, die Regale sind leer, der Nachschub kommt schon!“ Doch wer sich im Dickicht des Arbeitsmarktes umschaut, wird schnell merken: Der Fachkräftemangel ist keine temporäre Erscheinung wie das Verschwinden von Klopapier während einer Pandemie. Nein, hier handelt es sich um eine regelrechte Fachkräfteflucht, die unsere Wirtschaft – und ganz besonders das Gesundheitswesen – immer schneller so richtig kräftig ins Straucheln bringt.
Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht – Ein ernstes Problem mit einer neuen Perspektive
Wenn wir über den sogenannten Fachkräftemangel sprechen, sollten wir uns fragen, wo die gut ausgebildeten Fachkräfte denn eigentlich hin sind. Haben sie sich in Luft aufgelöst? Wurden sie von Aliens entführt, die dringend qualifiziertes Personal brauchen? Leider nicht, denn die Realität ist viel ernüchternder: Unsere Fachkräfte ergreifen schlichtweg die Flucht. Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht – und dieser Unterschied ist entscheidend.
Die Jagd nach dem Gehalt – Ein Marathon, bei dem keiner ins Ziel kommt
Ein Blick auf die Gehälter in vielen Branchen zeigt schnell, warum der ein oder andere lieber die Beine in die Hand nimmt und sich nach einer besseren Option umschaut. Während die Lebenshaltungskosten stetig steigen und das tägliche Brot immer teurer wird, scheint das Gehalt in vielen Berufen regelrecht eingefroren zu sein.
Besonders im Gesundheitswesen, wo MFA, ZFA, Pflegekräfte und Ärzte unter großem Druck arbeiten, ist die Diskrepanz zwischen Arbeitsanforderungen und Vergütung schon sehr groß. Auf der anderen Seite können die Gehälter aber auch nicht unendlich nach oben geschraubt werden (dazu gibt es meinen Workshop: BWL für die Kitteltasche, in dem wir auch das Thema: Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht wirtschaftlich betrachten). Da ist es kein Wunder, dass viele Fachkräfte sagen: „Wisst ihr was? Das muss ich mir nicht antun!“
Das Resultat? Wir haben super viele Fachkräfte an andere Branchen verloren, Branchen, in denen das Verhältnis von Gehalt zum Arbeitsaufwand ein besseres ist. Andere bleiben einfach zuhause, weil das Netto in Lohnsteuerklasse 5 den Aufwand mit Haushalt und Kinderbetreuung einfach in keiner Relation steht. Viele von denen beginnen schon während ihrer Anstellung mit Multilevel Marketing und haben festgestellt, dass sich diese Arbeit viel besser in ihr Privatleben integrieren lässt, stressfreier ist – und eben genau so viel Geld bringt.
Eine wachsende Zahl von Fachkräften sucht mittlerweile aber auch ihr Glück im Ausland. Und ja, unser Gesundheitswesen ist besonders betroffen. Warum sollten Praxismitarbeitende, Pflegekräfte und Ärzte hierzulande für ein Gehalt schuften, das kaum zum Leben reicht, während sie anderswo – sei es in der Schweiz, Skandinavien oder gar in Übersee – deutlich besser verdienen?
Wertschätzung? Fehlanzeige! Fachkräfte sind keine Maschinen
Das Gehalt ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Viel gravierender ist die fehlende Wertschätzung, die viele Fachkräfte in ihrem Arbeitsalltag erfahren. Tag ein, Tag aus leisten sie Großes, retten Leben, versorgen Bedürftige und halten das Gesundheitssystem am Laufen. Doch anstatt eines Dankes hört man häufig nur Beschwerden oder erlebt Ignoranz. Es ist, als würde man bei einem Marathon am Ziel ankommen, und statt einer Medaille gibt es nur einen flüchtigen Blick und die Aufforderung, gleich weiterzumachen.
Diese mangelnde Anerkennung ist Gift für die Motivation. Viele Fachkräfte fühlen sich ausgebrannt, überarbeitet und nicht wertgeschätzt. Kein Wunder also, dass sie das Weite suchen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Schließlich möchte jeder Mensch für seine harte Arbeit anerkannt werden – sei es durch Lob, durch faire Arbeitsbedingungen oder einfach nur durch Respekt – und dieser fehlt sogar immer häufiger von Seiten der Patienten.
Noch schlimmer ist es, wenn diese Situation gesundheitliche Auswirkungen hat. Der Krankenstand sagt darüber auch sehr viel aus.
Arbeitsbedingungen wie in einem Hamsterrad – Der permanente Stress
Stell dir vor, du bist ein Hamster in einem Rad, das sich immer schneller dreht. Du rennst und rennst, aber es gibt keinen Ausweg. So fühlen sich viele Fachkräfte heutzutage. Überstunden, Personalmangel und immer höhere Anforderungen führen dazu, dass die Arbeit kaum noch zu bewältigen ist. Besonders im Gesundheitswesen, wo der Bedarf an qualifiziertem Personal stetig steigt, sind die Arbeitsbedingungen oft katastrophal.
Die Folgen? Burnout, psychische Erkrankungen und ein massiver Anstieg der Krankheitsausfälle. In vielen Kliniken und Praxen bedeutet das wiederum noch mehr Arbeit für die verbleibenden Mitarbeiter, die ohnehin schon überlastet sind. Ein Teufelskreis, der kaum zu durchbrechen ist. Kein Wunder, dass viele Fachkräfte das Hamsterrad verlassen und sich nach einem ruhigeren Leben umsehen – fernab vom stressigen Arbeitsalltag in Deutschland.
Bürokratie – Die Bürokratie-Monster, die Fachkräfte in die Flucht schlagen
Eine weitere Ursache für die Fachkräfteflucht ist die überbordende Bürokratie und der Versuch einer Digitalisierung, die diese eigentlich abschaffen sollte.
Der Arbeitsalltag vieler Fachkräfte besteht oft nicht nur aus ihrer eigentlichen Tätigkeit, sondern auch aus einem endlosen Papierkram und Hotline-Sessions. Formulare hier, Anträge dort – wer sich da nicht wie ein Bürokratie-Held fühlt, hat entweder übermenschliche Geduld oder einen verdammt guten Kaffee am Morgen. Wer zuviel Kaffee trinkt und andauernd in irgendeiner Hotline anrufen muss – der kommt einem Herzinfarkt noch schneller näher. Die Realität ist also: Diese bürokratischen Hürden und eine unausgegorene Digitalisierung treiben viele in den Wahnsinn – und letztlich auch in die Flucht.
Besonders in Bereichen wie der Pflege und der Medizin, wo eigentlich der Mensch im Mittelpunkt stehen sollte, ist die Bürokratie zu einem gigantischen Monster gewachsen. Anstatt sich auf ihre Patienten konzentrieren zu können, verbringen viele Praxismitarbeitende und Ärzte unzählige Stunden damit, sich tot zu dokumentieren, um ja keinen Regress am Hals zu haben oder einen Verlust bei der Abrechnung zu erleiden.
Hinzu kommt die verbratene zeit, nicht-funktionierende Digitalysteme auf Knien zu bitten, das zu tun, was sie tun sollen. Das frustriert und demotiviert, und am Ende des Tages bleibt der Gedanke: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“
Die Suche nach einem besseren Leben – Auswandern, MultilevelMarketing, Influencen oder zuhause bleiben als Ausweg
Es ist kein Geheimnis, dass viele Fachkräfte ihr Glück im Ausland suchen. Während in Deutschland die Arbeitsbedingungen immer härter werden, locken andere Länder mit attraktiveren Angeboten. Ob in den Nachbarländern Schweiz und Österreich oder in weiter entfernten Gefilden wie Kanada oder Australien – die Nachfrage nach qualifiziertem Personal ist international hoch. Gerade die Praxen, die in Grenzregionen wie Luxemburg, Österreich und Schweiz ansässig sind, können ein Lied davon singen.
Für viele Fachkräfte ist das Auswandern nicht nur eine finanzielle Entscheidung, sondern auch eine, die mit Lebensqualität zu tun hat. Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Freizeit, weniger Bürokratie – all das sind Gründe, warum immer mehr Fachkräfte die Koffer packen und Deutschland den Rücken kehren.
Andere suchen sich Betätigungsfelde, in denen sie viel bequemer und nach ihren Bedingungen vielleicht genau so viel Geld verdienen wie in diesen Gesundheitsberufen. Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht – und solange sich die Bedingungen in Deutschland nicht grundlegend ändern, wird dieser Trend weiter anhalten.
Was muss sich ändern für das Problem: Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht
Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, reicht es nicht, einfach nur nach mehr Arbeitskräften zu rufen, am besten noch im Ausland. Die Bedingungen müssen sich ändern, und zwar schnell. Dazu gehören faire Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie, unterstützende Digitalisierung und vor allem eine Kultur der Wertschätzung – in beide Richtungen!
Es ist an der Zeit, Fachkräfte nicht länger als austauschbare Rädchen im Getriebe zu sehen, sondern als Menschen, die wertvolle Arbeit leisten. Wir haben zu lange die Augen vor der Fachkräfteflucht verschlossen, was uns unter anderem mittlerweile zu verheerenden Folgen für die Wirtschaft und das Gesundheitswesen geführt hat.
Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht – und welche pragmatische Lösungen es gibt
Du kannst heute schon mit vielen Kleinigkeiten beginnen und dir einen Teil der Geflüchteten wieder zurück holen, z.B. diesen
- Biete alles was es in der Tat an Verwaltungskram gibt als mobiles Arbeiten an. Vorteil: Du bist nicht abhängig von Fachkräften, die im nahen Umkreis deiner Praxis leben, sondern kannst auf super qualifizierte Fachkräfte zugreifen, die auch viel weiter weg leben.
- Digitalisiere deinen Verwaltungskram und deine Prozesse mit ordentlichen Tools, die funktionieren und keinen Medienbrüche verursachen, als Voraussetzung für ein neues Arbeiten
- Baue dir zusammen mit deinem Team eine ordentliche, logische, smarte, digital verwaltete Infrastruktur deiner Praxis auf: Wissensdatenbanken, Prozessbeschreibungen pp.
- Investiere in Führungs-Workshops, die explizit aufgebaut sind für genau eben dieses hybride Arbeiten – den da gilt es, weg von den üblichen Tipps und Tricks zu Führungsangelegenheiten zu kommen
- Bilde aus – und verlasse dabei die Methodik, die wir bisher aus den Praxen kennen. Junge Menschen von heute benötigen eine ganz andere Art der Ausbildung las wir Kinder der 60er, 70er und 80er.
Das sind die wichtigsten Vorschläge von mir, damit du nicht mehr sagen musst: Fachkräftemangel ist Fachkräfteflucht. Für mehr Input bei der Planung, Beratung, Unterstützung bei der Umsetzung – melde dich einfach bei mir.