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Fachkräftemangel in der Arztpraxis – klar besiegbar in 5 Schritten

Fachkräftemangel Arztpraxis

Fachkräftemangel in der Arztpraxis – diese Schlagzeile findet man mittlerweile zuhauf. Die Foren und Social Media sind voll mit Stellenanzeigen.

Und genau so lange, wie es diese gibt, genau so lange mache ich mir Gedanken dazu, wie wir im niedergelassenen Bereich darauf reagieren können. Ein paar meiner Strategien kennt Ihr ja schon:

Wie schon meine Oma mir immer um die Ohren klatschte, wenn ich mal wieder am Jammern war ob der Fülle an Lernstoff: Jeder kann alles lernen – wenn er nur will und die Arschbacken zusammenkneift.

Und schon sind wir beim Thema: Ist es wirklich so einfach, dem Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen adé zu sagen, indem ich mich mal einen Tag an den Hauptbahnhof stelle und mit einem Schild winke: „Jobs in Arztpraxis zu vergeben. Wir nehmen jeden, der willig ist“? Mitnichten.

Quereinsteiger und Fachkräftemangel – wie klappt das am besten in einer Arztpraxis?

Wie so oft klaffen Theorie und Praxis ganz schön auseinander. Zu denken: „Ha! Wir haben ja ein tolles QM-Handbuch (meist an die 5 Meter Leitz-Ordner, schön eingepackt in einem Schrank) – da kann sich der neue Mitarbeitende ja die nächsten Wochen seine Bettlektüre mitnehmen“, das geht schon mal ganz krass in die Hose.

Also, was braucht’s in der Praxisberatung an super Tipps, damit sowohl Quereinsteiger als auch das bestehende Praxisteam motiviert bleiben und gemeinsam zum Wohle der Praxis wachsen?

5 Schritte – von der Bewerbung bis zur Einarbeitung

1. Welche Stärken benötigen die zukünftigen Bewerber:innen für genau meine Fachrichtung an genau dem Arbeitsplatz, an dem sie eingesetzt werden sollen?

Ich hatte schon Bewerber aus dem Möbelbau, der Automotive, der Kosmetikbranche – und weil ich ein sehr offener Mensch bin und sich der Spruch meiner Oma in meine Hirnwindungen eingefräst hat, bin ich da auch sehr ergebnisoffen in die Gespräche rein gegangen.

Die Praxis benötigte jemanden für die Anmeldung. Kann ja nicht so schwer sein – meinte sie. Ich meinte: Lasst und doch einfach mal eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung machen. Joa, also, die ging doch am Ende über das freundliche Begrüßen und das Zuweisen einer Sitzgelegenheit im Wartezimmer deutlich hinaus. Karte einstecken wäre noch das Wenigste gewesen; zu verstehen, was dann im Programm alles an unterschiedlichsten Fenstern aufgeht, um in Folge das richtige auszufüllen, erfordert schon ein wenig mehr.

Wir notierten Folgendes:

  • Wir brauchen jemanden, der engagiert, aufmerksam und gewissenhaft ist und zusätzlich auch verantwortungsbewusst und gut organisiert. Eine gute Prise Empathie sollte auch nicht erst aus den Tiefen des Ichs hervorgekramt werden müssen.
  • Dieser Jemand sollte auch ein hohes Interesse an gesundheitlichen Themen haben – und sich die Zunge nicht beim Aussprechen von medizinischer Nomenklatur verknoten.

Nein, weder der Mensch aus dem Möbelbau noch aus der Automotive waren dafür geeignet.

2. Bewerbergespräche gut vorbereiten

Meine erste Frage lautet immer: „Was hat Sie bewogen, sich genau auf diese Stelle zu bewerben?“ Hachz. Ich könnte Bücher schreiben mit den Begründungen.

„Ich wollte schon immer mal schauen, wie es hinter der Anmeldung in einer Arztpraxis abgeht.“ – überzeugt mich persönlich nicht ganz so. Ehrlich.

Für mich ist es sehr wichtig, dass der oder die Neue gut zu meinem Team passt. Wie das gestrickt ist, weiß ich als PCM®-Trainerin sehr gut. Und vor allem weiß ich, wie es funktioniert (oder eben nicht), wenn Stress das Kommunikationsverhalten bestimmt.

3. Wir brauchen einen Plan – einen Einarbeitungsplan

Wer von Euch hat zuhause einen Hund? Wie trainiert ihr einen Hund? Genau: kleinschrittig, sehr kleinschrittig. Wie sieht die Kommunikation aus? Genau: klar und verständlich und an den Menschen, an den es gerichtet ist, adaptiert.

Tja, und das bedeutet in unserem Falle noch mehr Arbeit im Vorfeld. Das bedeutet, alles an Prozessen mit unschuldigen Baby-Augen zu betrachten.

Wieso öffnet sich in meinem Programm beim Einlesen der KV-Karte ein Fenster, in dem es so Sachen anzuhaken gibt wie: Schein anlegen für GKV – privat – BG?
Was bedeuten denn diese kryptischen Abkürzungen, um Dokumentationsketten abzurufen, überhaupt? Und erst recht, was steckt da denn an medizinischem Zeugs dahinter?

Als Quereinsteiger in eine Arztpraxis zu kommen, bedeutet nicht, dass es ausreicht, gezeigt zu bekommen, in welcher Reihenfolge was geklickt wird. Dumbes Arbeiten mit der Methode „wenn-dann“ ist hier nicht gefragt, will man sich nicht schon an der Anmeldung die Prozesse kicken.

Noch wichtiger ist es, dem Quereinsteiger die medizinischen Hintergründe zu erklären. Das ist der Job des Arztes / der Ärztin. Wenn diese Aufgabe delegiert wird, muss zwingend sichergestellt sein, dass die Person, die es erklärt, es auch richtig erklärt.

4. Engmaschige Erfolgskontrolle

Je kleinschrittiger die Einarbeitung, desto engmaschiger ist die Erfolgskontrolle.

Schon einmal darüber nachgedacht, Dinge wie Motivation/Interesse, Auffassungsgabe, Eigeninitiative, Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, respektvollen Umgang und Kommunikationsfähigkeit mit in diese Erfolgskontrolle einfließen zu lassen? Den Quereinsteiger kann man ja gerade zu Beginn nicht unbedingt auf seine fachlichen Kenntnisse kontrollieren. Sollten diese als Bewertungsmaßstab gelten, kann gleich zu Beginn der Probezeit auch das Kündigungsschreiben aufgesetzt werden.

5. Beginn der Zusammenarbeit wirtschaftlich interessant gestalten

Schon mal daran gedacht, den Quereinsteiger zuerst auf Minijob-Basis einzustellen und die Basiseinarbeitung in diese Zeit zu legen? Nein? Na, dann wird es aber Zeit, das auch einmal auszutesten und die Vorteile zu sehen:

Die meisten Menschen bewerben sich aus einer ungekündigten Stellung heraus. Ergo wäre ein zusätzlicher Job auf Minibasis mit drin.

In diesen Minijob lege ich zunächst die Lernphase:

  • Erlernen von wichtigem medizinischen Fachwissen, welches am Einsatzort benötigt wird; das kann auch mal so aussehen, dass der Quereinsteiger sich zuhause etwas erarbeiten muss – und es in der Praxis überprüft wird. Diese Zeit gehört in die Arbeitszeit.
  • Erlernen der Programme und der darin befindlichen Kürzel und Abruf-Modalitäten für die Prozessgestaltung.
  • Erlernen der praxisspezifischen Prozesse

Und dabei immer daran denken: Der Schlüssel zum Erfolg ist das Kleinschrittige – und ein Mentor / Ausbilder, der sich die Zeit dafür nimmt. Selbstverständlich gilt hier auch die weibliche oder auch diverse Version.

In der Regel ist der neue Mitarbeiter nach 3 Monaten so fit, dass er gut ins Praxisleben integriert werden kann: Mit ausreichend Hintergrundwissen, um auch schon eigenständig arbeiten zu können.

FAZIT zum Thema Fachkräftemangel und Quereinsteiger

Kennt Ihr die Definition von Fachkräftemangel? Nein? Die ist sehr interessant – lest hier:

Als Fachkräftemangel bezeichnet man den Mangelzustand einer Volkswirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Arbeitnehmer mit bestimmten Qualifikationen nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte zur Verfügung stehen. Anzeichen für einen Fachkräftemangel können etwa überdurchschnittliche Steigerungen der Arbeitsentgelte eines Fachgebiets sein. (Quelle: Wikipedia)

Eigentlich hätten wir noch genügend Fachkräfte. Für unseren Fachkräftemangel sind wir selbst verantwortlich. Wir haben nicht gut gehaushaltet mit ihnen. Wir haben es verpasst, das Berufsbild so nach außen zu tragen, dass es für den Nachwuchs interessant ist. Mit nur noch 8-15 Schüler:innen als Klassenstärke reißen wir nichts mehr heraus. Da nützen auch keine coolen Werbefilmchen auf 007 gemacht. Denn das ist nicht die Realität in einer Praxis. Das werden die paar Auszubildenden ganz schnell merken. Und wieder aussteigen.

Viele unserer Fachkräfte sitzen zuhause, weil es mittlerweile sehr schwer geworden ist, einen Konsens zu finden zwischen Einnahmen (Bezahlung) und Ausgaben. Aber auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist da sicherlich ein Thema.

Andere wiederum bedienen den Fachkräftemangel in einer anderen Branche, weil da vielleicht der Faktor Mensch weniger präsent ist – und somit stressfreier empfunden wird.

Deshalb sage ich: Gehen wir den Fachkräftemangel an und genehmigen uns auch Quereinsteiger. Mit Geduld in der Einarbeitungszeit und Spucke vor der Anstellung ist das Aufstocken der Teamgröße mit einem Quereinsteiger durchaus denkbar und eine super Alternative.

Für Euch in der Führungsposition gilt es aber, einen weiteren wichtigen Punkt im Blick zu behalten, der durchaus relevant ist für die Akzeptanz im Team: Die Einstellung der einzelnen Teammitglieder zu Quereinsteigern.

Ein immer wieder aufploppendes Thema ist: Wieso bekommt der „Quereinsteiger Arztpraxis“ genauso viel Gehalt (oder vielleicht auch mehr) als wir, die wir diesen Beruf 3 Jahre erlernt haben?

Dahinter steckt viel mehr als nur purer Neid oder ein dahin geworfenes Argument. Aber das ist ein Thema für einen weiteren Blog-Artikel.

Wenn Ihr Interesse an einer Beratung zum Thema Fachkräftemangel und / oder Begleitung beim Einsatz von Quereinsteigern habt, dann einfach über unser Kontaktformular bei uns melden.

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