Was bringt Praxismarketing auf Facebook?
Auch im Gesundheitswesen greifen die Akteure immer öfter nach social media, und somit auch nach Facebook & Co. In einem Artikel im Dezember 2013 widmet sich, speziell für die Zahnarztpraxen, die zm-online diesem Thema. Sie fragt: „Was bringt Marketing auf Facebook?“ – Zumindest nicht die Hundertschaften an implantatwilligen Neupatienten! Behaupte ich, die da ein social media Freak geworden ist.
Die beiden Schlagwörter im Artikel: Kennzahlen und Pflegeaufwand. Nur wer Herr bzw. Frau über Likes, Kommentare und Freundschaftsanfragen sei, weiß überhaupt, was Sache ist. Also einen wirtschaftlichen Nutzen hat. PENG! Warum haben dann immer mehr Arzt- und Zahnarztpraxen eine Facebook-Seite? Pssst – weil ganz viele Marketingexperten immer wieder erzählen und vorrechnen, wie viele Neupatienten Praxis damit gewinnen kann. Noch besser – an die ZIELGRUPPE rankommt. Wird da auch etwas vom Pflegeaufwand erzählt? Wie hoch der sein muss/wird, damit überhaupt IRGENDJEMAND zunächst mal auf die Seite aufmerksam wird? Nein, nein, und nochmals nein. Es nützt definitiv nicht, einfach ein Mal die Woche irgendetwas zu posten. Das ist noch keine Pflege im Sinne der Wirtschaftsforscher. Und damit haben sie recht.
Wie wichtig ist der Praxisinhaber bzw. die Praxis selbst?
Meines Erachtens das Allerwichtigste! Klar kann man auch einen social media Auftrag vergeben, aber ist das authentisch? Fragen Sie doch einfach einmal Ihre Patienten, was die so lesen und sehen wollen auf einer Facebook Fanpage. Ich könnte wetten – und zum Teil weiß ich es aus Patientengesprächen – dass es mehr die „privaten“ Dinge sind. Also, was geht gerade in der Praxis vor sich. Schnappschüsse mit iPhone direkt aus der Praxis vs. High-Tec-Fotos von Getty Images. Auch die Ansprache ist wichtig. Irgendwelche Artikel in redaktionell perfekter Ausfertigung sind nicht die Sprache einer Praxis. Lexikon vs. Praxiskommunikation.
Wer ist denn jetzt Zielgruppe?
Haben Sie schon einmal in den Informationen der User gelesen, dass da jemand damit hausieren geht, ob er im Management arbeitet, PKV versichert ist und gerade an 5 Zähnen fies laboriert? Dieser User wäre ein potentieller Zielkandidat für eine implantologisch ausgerichtete Praxis. Man kann viele Kriterien auf Facebook finden, um eine zielgerechte Werbung – kostenpflichtig versteht sich – zu schalten. Alter, Wohngebiete, Interessen, ob Hochschulabsolvent, ja sogar an welcher Uni.Kommt ganz darauf an, was der extrovertierte User so alles angibt – und ob es dann auch der Realität entspricht ;-) Kostenfrei gibt es in der Form KEINE AUSWAHL. Da ist dann Handarbeit gefragt. Und die ist bekanntlich sehr arbeitsintensiv. Glauben Sie mir.
Wie sieht denn solch ein Arbeitsaufwand aus?
Posten, posten, posten. Macht Sinn. Täglich am besten. Nicht nur mit zahnmedizinischem Know-how glänzen oder den gefühlt 200.ten Link zu „Wie schrubbe ich am besten meine Zähne“ setzen. Der Clou ist das animieren von „Freunden“, sich an den Posts mit Kommentaren zu beteiligen. Wobei ich gerade etwas pikiert reagiere, wenn ich zu kleinen Texten über (zahn)medizinische Inhalte Six-Pack-Bäuche und wohldefinierte Frauenkörper in Bikinis serviert bekomme (das passt allenfalls zu den Schönheitschirurgen). Da bin ich etwas irritiert. Aber es heißt ja immer noch: „Sex sells“, und ein schriftlich verfasstes Stöhnen ist auch ein Kommentar. Die Kommentarfunktion steht im Ranking über dem Liken. Also nützt es nicht so arg viel, wenn Sie ein paar Nachbarn dazu animieren konnten immer auf gefällt mir zu klicken. Vielleicht „Freunde“ kaufen? Ist echt nicht teuer, kann man im Netz nachlesen. Die klicken gerne aus Indien, Nepal und Thailand. Aber in die Praxis kommen die und deren Bekannte auch höchst selten. Und genau das ist der springende Punkt. Nicht nur, dass ich die Seite regelmäßig befüllen muss, ich muss mich auch noch um Kontakte kümmern. Es soll ja ein Infekt entstehen. Wäre es denn da nicht schön, wenn es in erster Instanz „MEINE“ Kontakte sind? Ich kenne das von Agenturen, die Praxisseiten pflegen. Die Betreiber „befreunden“ sich mit Gott und der Welt und bitten diese ihren Finger zum „Like“Button zu bewegen. Aber kommentiert wird da auch nichts. Und noch etwas, was Sie als Zeitaufwand mit einplanen müssen: die Moderation. Sie sollten schon ein Auge darauf haben, was in Ihren Threads so alles geschrieben wird. Trolle gibt es schon. Aber wenn es die eigenen Kontakte sind, mit denen man seine Kreise aufgezogen hat, dann läuft man eher wenig bis gar nicht Gefahr diskreditiert zu werden.
Wie bekommt man die Menschen, respektive Patienten dazu, zu interagieren?
Der schwierigste und langwierigste Punkt. Wie in der Praxis. Man benötigt das Vertrauen. Es muss eine „Beziehung“ aufgebaut werden. Die Themen müssen so interessant sein, dass es sich für das Gegenüber auch „lohnt“ zu interagieren. Das ist alles kein Selbstläufer. Damit muss schon in der Praxis begonnen werden. Langjährige Patienten darauf hinweisen, dass Praxis auf Facebook ist. Im persönlichen Gespräch um Interaktionen bitten. Die Mitarbeiter bitten, wenn sie denn selbst auf dieser Plattform sind, sich in die Kommentarfunktion einzuklinken. Und nicht vergessen auch selbst mit anderen zu interagieren. Interesse an deren Posts zeigen. Kommentare zu liefern. Wie im richtigen Leben gilt auch bei social media: kommunizieren – ansprechen und lesen – agieren und reagieren.
Hier die wichtigsten Punkte:
- Kennzahlen überprüfen – Wie viele Likes und wie viele Kommentare von wem
- Pflege pro Tag ca. 1-2 Stunden mindestens
- Mehr bunte Praxispresse anstelle von wissenschaftlichen Abhandlungen
- Authentizität bewahren – sowohl in Sprache und Bild
- Patientenbindung VOR Patientenneugewinnung stellen
- Selbst in Facebook sein und hinter dem Prinzip zu stehen
- Eigene Kontakte aufbauen
- Interaktion nach allen Seiten
Wie lange ich benötigt habe, um einen wirtschaftlichen Erfolg zu erkennen? 3 JAHRE! Aber es macht Spaß. Und ist nachhaltiger als kurzfristige Aufmerksamkeit. In diesem Sinne: Good Post! ;-)