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Praxisneugründung: Fehlt uns Frauen wirklich der Mumm?

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Praxisneugründung: Fehlt uns Frauen wirklich der Mumm?

Diese Woche hat es mich gleich dreimal erwischt. In drei unterschiedlichen Praxen, allesamt männlich geführt, allesamt mit jeweils einer weiblichen angestellten Zahn- bzw. Ärztin. Allesamt unisono in der Überlegung, wie und wann noch Geld für eine Modernisierung der EDV, Programme, Röntgen, Inneneinrichtung und Barrierefreiheit ausgegeben werden soll – oder überhaupt. Auf meine Frage, ob denn die Kollegin nicht die Praxis übernehmen möchte, bekam ich jedes mal die gleiche, wie aus der Pistole geschossene Antwort: „Ja, neee, wie stellen Sie sich das denn vor? So eine Praxis kann nicht von einer Frau geführt werden! Wie soll die das denn schaffen mit Kind und Kegel und Haushalt? Um eine eigene Praxis zu führen muss MANN Zeit investieren, die dann anderswo fehlt. Das ist schließlich kein Zuckerschlecken“

Ja, neee, is‘ klar! Frau muss gefälligst mit Kindern schauen, wie sie das alles hinbekommt. Hängt schließlich ein jahrtausendelanges ausgetüfteltes System dran, welches man von der Gesellschaft um die Ohren gekloppt bekommt, sollte man sich da nicht an die Vorgaben halten.

Erfolgreich männlich in eigener Praxis bekommt familylike den Rücken freigehalten, winkt abends den Kiddies im Bett kurz zu, übernimmt am WE, wenn kein Notdienst, keine Abrechnung, Gutachten ansteht, auch mal den Fußballplatz oder die Balletaufführung, und kümmert sich schließlich um die Kohle für den 3-wöchigen Jahresurlaub.  Hat ja keiner behauptet, dass Praxisführung = Unternehmertum immer easy going sei.

Könnte es denn nicht auch anders gehen? Und vor allem, könnte Frau als Praxisinhaberin nicht auch mehr Unterstützung und Rückendeckung aus den eigenen männlichen Reihen erhalten? Dann hätte nämlich Frau vielleicht auch total Bock auf Unternehmertum!

Hallo? Wir sind in 2014 – und zum Glück hat sich doch schon einiges getan in Sachen Gleichberechtigung. Die jüngeren Mediziner und Zahnmediziner wollen auch zuhause mitmischen und stehen gerade vor den gleichen Herausforderungen wie ihre weiblichen Pendants mit ihren eigenen Praxen.

Ich weiß auch von vielen Männern und Familienvätern, die ab einem bestimmten Alter es sehr bereuen, so wenig im Familiengeschehen mitgemischt zu haben. Gerade wenn es um die Kinder geht. Manche holen es nach. In zweiter, dritter Ehe mit jüngerer Frau an der Seite und dann noch mal durchgestartet mit neuem Nachwuchs. Da klappt auch auf einmal das Zurücknehmen und Rückenstärken von Unternehmerinnen.

Es geht doch – mag ich da manches mal rausschreien.

Wie schaut es denn nun auf der weiblichen Seite aus? Will wirklich kaum eine Ärztin oder Zahnärztin eine eigene Praxis führen? Nein, das ist so nicht richtig. Eigentlich träumt immer noch ein Großteil der Damen davon. Was die Umsetzung einer Niederlassung allerdings verzögert bzw. gar ganz verhindert, sind eben die Ängste, nicht allen Anforderungen zu genügen: als Unternehmerin mit vielen Kriegsschauplätzen und nicht als rückenstärkende Ehefrau und/oder als Bilderbuchmama, die immer und überall zur Stelle ist und alles alleine mit Links gemanagt bekommt.

DAS GEHT WIRKLICH NICHT SO WIE ANDERE MEINEN, ES SOLLE SEIN – sage ich als fünffache Mutter. Hier meine Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit in eigener Praxis und für ein entspannteres Seelenheil:

  • Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus im privaten Bereich
  • Akzeptieren Sie die Andersartigkeit, mit denen die Betreuungspersonen Ihrer Kinder die Erziehung mit übernehmen (Papa, Großeltern, ja auch Erzieherinnen und Lehrer, sofern es nicht ganz auseinanderklafft mit Ihren Werten)
  • Verplempern Sie zuhause nicht die Zeit mit Hausarbeitskram – genießen Sie die Kinderzeit (das sagt eine, die in den ersten Jahren eher den Golden Globe beim Putz-Award abgesahnt hätte als bei einem Award für die spaßigste und gutgelaunteste Mama)
  • Bauen Sie sich ein Netzwerk für alle Bereiche
  • Geben Sie bewusst und ohne Gewissensbisse ab, delegieren Sie
  • Organisieren Sie die Praxisabläufe so optimal als möglich
  • Bilden Sie in der Praxis ein Hochleistungsteam, auf das Sie sich verlassen können (das kann etwas dauern, ist aber nicht unerreichbar)

Und wenn Sie jetzt immer noch zögern, suchen Sie sich eine Kollegin, der es genau so geht. Hier ist es ganz wichtig heraus zu finden, ob die Werte gleich sind, aber auch die Vorstellung von Praxisführung und Arbeitsweise. Nehmen Sie sich ein MindMap zur Hand und fangen Sie an aufzuschreiben, was Sie alles für wichtig erachten. Und lassen Sie das auch genauso von der Kollegin ausarbeiten.

Von Beginn an sollte alles schriftlich fixiert sein. Wie wird gearbeitet, wer hat welche Tätigkeits-, welche Verantwortungsbereiche. Änderungen bzw. Anpassungen durch neue Gegebenheiten auch wieder schriftlich fixieren. Übrigens – so etwas gehört auch in den QM-Ordner unter Managementprozesse :-)
Denken Sie daran, einen Juristen mit ins Boot zu nehmen. Es gibt Dinge, die einen mittelbaren Einfluss auf eine Praxisgemeinschaft nehmen können, an die meist nicht gedacht wird. Schlagwort: Ehevertrag. Eine Praxis ist sonst in der Zugewinngemeinschaft mit drin – mehr dazu kann Ihnen z.B. Frau RA Melanie Neumann erzählen.

Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Praxis zu gründen oder zu übernehmen. Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Und vor allem, es geht auch mit Familie. Nur eben anders :)

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