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Praxiswebsites mit dem Webbaukasten erstellen – keine gute Idee?

Die Praxiswebsite mit dem Webbaukasten selbst erstellen. Hat das Sinn?

Wenn man als Laie in Sachen Webdesign nach einer Möglichkeit sucht, seine Praxis ins Internet zu bringen, stößt man sehr schnell auf Webbaukästen. Der eigene DSL-Provider hat einen, viele andere Anbieter in Deutschland und im Ausland ebenso. Baukästen versprechen, ohne Vorkenntnisse schnell eine schöne Website auf die Beine stellen zu können. Was ist dran an diesen Versprechen? Ich habe mir mal den Spaß gegönnt, mir einige reale Vertreter der Gattung Webbaukasten-Praxiswebsites näher anzuschauen.

Vorab: da wir selber Websites für Arztpraxen anbieten, die wir auf der Basis des marktführenden CMS WordPress erstellen, ist es offensichtlich, dass wir von Webbaukästen nicht begeistert sind. Das Ergebnis könnte also schon feststehen: Finger weg von Webbaukästen. Aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass ich mir die Mühe machen werde, einigermaßen objektiv zu urteilen. Ich habe diese einleitenden Zeilen zum Beispiel geschrieben, bevor ich mir die im Internet bereits ergoogelten sechs Beispiel-Praxiswebsites näher angeschaut habe. Ich habe einfach wenige Minuten nach den erstbesten Arztwebsites gesucht, die mit den unten aufgeführten Baukastensystemen erstellt wurden. Diese werde ich gleich analysieren und die Problemstellen aufzeigen, die bei der Erstellung mit Webbaukästen üblich sind.

Es stimmt, dass Webbaukästen schnell schöne Ergebnisse erzielen können. Aber wer eine Textverarbeitung mit einer Vorlage für Romane besitzt, ist deshalb noch lange kein Schriftsteller. Ebenso bedeutet das Befüllen einer Vorlage mit Text und Bildern nicht, dass man anschließend ein stimmiges, ansprechendes oder auch nur rechtlich einwandfreies Ergebnis hat.

Erster Schritt: die Wahl des Webbaukastens

Ich habe zuerst nach Webbaukästen gegoogelt, die Werbeanzeigen ignoriert und in den Suchergebnissen nach einem passenden Beitrag, der Webbaukästen miteinander vergleicht, geschaut. Besonders lohnend schien mir ein Beitrag mit einem Vergleich und Test der besten Webbaukästen auf einer an Gründer:innen gerichteten Website.

Schnell merkt man, welche Qualitätsmerkmale gefordert sind: einfach, billig oder gar kostenlos, trotzdem funktional, hoffentlich DSGVO-konform. Gerade im Bereich der Arztpraxen (an den sich der genannte Beitrag aber nicht ausdrücklich richtet) ist Datenschutz aber ein Muss, nicht bloß ein schönes Anhängsel. Immerhin zeigen die Beschreibungen von IONOS und Jimdo, dass in diesem Bereich zumindest gegen Aufpreis entsprechende Möglichkeiten existieren, Datenschutzkonformität auch über die grundlegende Technik hinaus herzustellen.

Die genannten Testsieger sind der IONOS-Webbaukasten, Wix und Jimdo, was zufällig auch die Marken sind, die mir als erste eingefallen wären. Also habe ich nach Ärzten gesucht, die in Verbindung mit diesen Namen auffindbar sind. Das ist sehr leicht, vor allem bei Wix und Jimdo, weil man da auch so knauserig sein kann, nicht mal eine wirkliche eigene Domäne zu benutzen. Dann ist die Website über eine Subdomäne von Wix bzw. Jimdo erreichbar.

Zweiter Schritt: Die Websites im Praxistest (pun intended)

Ich werde natürlich nicht verraten, welche Websites ich konkret für die folgenden Betrachtungen herangezogen habe, das wäre den Ärzten und Ärztinnen sicher nicht so lieb. Stattdessen benutze ich Pseudonyme.

Romeo und Julia im IONOS-Baukasten

Romeo und Julia haben ihre Praxiswebsites mit dem Webbaukasten von IONOS erstellt. Ich ermittele die Herkunft aus diesem Baukasten mit dem Browser-Plugin Hoverify, welches unter anderem eine Analyse der eingesetzten Technik einer Website ermöglicht. Bei diesen beiden Websites ist der „1and1 Website Builder“ als erstellende Software ermittelt worden. Anders als bei den Websites aus den anderen Baukästen liegen hier richtige, eigene Domänen vor, nicht bloß eine Subdomäne des Webbaukastens. Das ist normal, da dieser Baukasten immer Teil eines Hostingpakets bei IONOS ist, ebenso wie eine eigene Domäne.

Beide Websites sehen auf den ersten Blick ganz OK aus, wenn auch das Design in dieser Form eher in die Nullerjahre passt. Beide sind gleichermaßen sehr schmal am Desktopmonitor und verschenken sehr viel Platz nach links und rechts, als gäbe es noch vor allem Monitore mit dem Seitenverhältnis 4:3. Beide verfügen über eine heute eher nicht mehr zeitgemäße Seitenleiste. Beide stellen ihre Leistungen, ihr Team usw. vor, also das übliche.

Beide Websites passen sich Handybildschirmen einigermaßen an (ebenfalls geprüft mit Hoverify), wobei aber manche Umbrüche unschön mitten im Wort, der Telefonnummer oder an anderen unpassenden Stellen erfolgen.

Mit den Entwicklerwerkzeugen des Browsers kann man prüfen, was Websites in Sachen Datenschutz treiben, welche Cookies sie setzen, welche Drittverbindungen sie aufbauen. Ich benutze dazu einen Chromium-Browser, der keine Daten zwischenspeichert bzw. sämtliche Zwischenspeicher löscht, wenn ich ihn schließe, so dass er jede Website immer wie zum ersten Mal sieht. Zusätzlich teste ich mit dem Onlinedienst Webbkoll Dataskydd.

Romeos Website hat keinerlei Einwilligungsmöglichkeit, kein Cookiebanner, nichts dergleichen. Nun ist sowas auch nicht unbedingt Pflicht, wenn man weder Tracking Cookies setzt noch problematische Drittverbindungen aufbaut oder ähnliches. Romeos Seite setzt allerdings ein Session Cookie und stellt insgesamt 17 Verbindungen zu zwei anderen Servern her, die beide zur IONOS-Infrastruktur zählen. Immerhin darf man wohl davon ausgehen, dass diese Server in Europa stehen, was im Vergleich zu den anderen Baukästen aus Datenschutzgründen wichtig ist.

Auch Julias Website setzt so ein Session-Cookie, baut aber sogar 24 Verbindungen zu 4 unterschiedlichen Hosts auf. Dabei hat Julias Website ein Banner für die Einwilligung, aber die Verbindungen stehen bereits, als dieses noch unbearbeitet ist. Es zeigt sich, dass die zusätzlichen Verbindungen zu dem Dienst Cookiebot gehören, der das Einwilligungsbanner bereitstellt. Nun ist Cookiebot aber rechtlich zumindest umstritten, denn der Anbieter sitzt in Dänemark, speichert seine Daten aber, so wie viele andere Anbieter von Internetdienstleistungen, letztendlich auf Servern in den USA. Und die wiederum gelten datenschutzrechtlich als unsicheres Drittland.

Romeo hält eine Datenschutzerklärung als PDF vor, was eher nicht ausreichend ist, der Text ist auch sehr dünn. Viele der üblichen Informationen, z.B. zum Hoster, fehlen. Julia hat eine recht umfassende Datenschutzerklärung und erklärt darin auch die Besonderheiten der Datenspeicherung durch den Baukasten. Ausgerechnet Cookiebot fehlt darin leider bis auf eine Erwähnung als Bereitsteller der Einwilligung.

Die gefühlte Geschwindigkeit beider Websites ist OK, aber ein genauerer Test mittels der Website giftofspeed.com fördert dann doch auch Mängel zutage: veraltete Bildformate, kein Caching der dynamisch erstellten Seiten und die Verwendung des langsamen und längst veralteten HTTP 1.1, das wirklich nicht mehr zeitgemäß ist. Diese Probleme könnte man unter einem richtigen CMS wie WordPress sowie durch Auswahl eines leistungsfähigeren Hosters leicht angehen, bei einem Webbaukasten sind derartige technische Dinge kaum erreichbar. Natürlich mag es aber möglich sein, beim Hoster IONOS auf ein insgesamt leistungsfähigeres Paket umzusteigen, das dann z.B. auch HTTP 2.0 unterstützt.

Interessant ist auch die SEO-Platzierung der Websites. Natürlich kann man die Websites hier nicht direkt miteinander vergleichen, weil es hierbei auch und vor allem sehr auf die Inhalte ankommt. Unsere Erfahrung zeigt zudem, dass die Ausrichtung der Praxis wie z.B. „hausarzt“ plus Stadt oder bei größeren Städten Stadtteil, gesucht in der jeweiligen Stadt, der gemeinhin wichtigste Suchbegriff für Praxen ist. Auch hier ist mangels Konkurrenz natürlich ein Nephrologe in Niederunterhintermwald besser dran als eine Hausärztin in Hamburg, also sind die Ergebnisse der einzelnen hier betrachteten Websites nicht unbedingt miteinander vergleichbar. Ich lasse allerdings Suchen, die persönliche Namen oder Namen der Praxis enthalten, außer Acht, denn dafür ist man in der Regel immer gut platziert.

Die Software Seodity ermöglicht es mir, schnell herauszufinden, für welche Suchbegriffe eine Website gut in Google platziert ist. Dabei interessieren mich natürlich nur relevante Suchbegriffe, nicht z.B. die Namen der Webbaukästen, die ich selbst benutzt habe, um diese Websites zu finden. Darüber hinaus teste ich mit der Software Labrika die technische Korrektheit der Website. Eine umfassende SEO-Analyse ist das bei weitem nicht, eher ein kurzer erster Eindruck.

Romeos Seite erreicht Platz 4 für den wichtigsten Suchbegriff auf Google für Spezialisierung plus Stadtteil in einer Großstadt. Platz 1 geht allerdings an einen anderen Arzt. Wie es oft in Großstädten der Fall ist, gibt es besonders starke Konkurrenz durch Medizinportale wie Doctolib und Jameda. Romeo hat zudem nur noch eine weitere Top Ten-Platzierung mit einem relevanten, nicht namensbezogenen Suchbegriff. Das ist relativ wenig.

Große Abzüge gibt es für die Website im Bereich dessen, was man halt als Webmaster wissen muss: nämlich, dass Bilder Alt-Texte brauchen, dass man Seiten mit vernünftigen Metabeschreibungen versehen sollte und vieles mehr. Potential, das hier verschenkt wird. Auch der Inhalt wird als eher dünn bewertet. Google möchte die bestmögliche Information auf Suchanfragen liefern, dazu muss man entsprechende Texte verfassen. Das ist dann allerdings kein Mangel des Webbaukastens. Sollte ein Webbaukasten für Alt-Texte und Metabeschreibungen allerdings keine Einstellmöglichkeiten haben, wäre das ein echter Mangel.

Julia hat es mit einem eher ländlichen Einzugsgebiet etwas einfacher.

Tatsächlich steht sie für drei relevante Suchbegriffe auf Platz 1 an ihrem Ort und hat weitere 5 in den Top Ten. Auch bei Julia sind es dann insbesondere die Eigenleistungen wie Alt-Texte und Metabeschreibungen, an denen es mangelt. Das ist typisch für Baukästen, nicht unbedingt, weil diese keine Möglichkeit haben, solche Dinge anzugeben, sondern weil sie sich eben an Laien richten, die beim Selbermachen derart wichtige Dinge außer Acht lassen. Nun könnte man natürlich sagen, dass ein Platz 1 bei Google nun mal auch nicht besser sein kann, aber gewöhnlich sind gut geplante und betreute Websites deutlich besser in der Breite aufgestellt mit Dutzenden relevanter Suchbegriffe in den Top 10 oder gar Top 3.

Einen gravierenden Fehler hat Julia aber doch gemacht: auf der Titelseite benutzt sie einen dreizeiligen Textbaustein als Begrüßung, den der Webbaukasten vermutlich so anbietet, denn er wird direkt als Plagiat erkannt und Labrika identifiziert gleich mal drei andere Seiten von Ärzten, die exakt denselben Textbaustein benutzen und auch mit dem IONOS-Builder erstellt wurden. Die habe ich mir dann auch eben kurz angeschaut. Zwei dieser Seiten sehen weitgehend so aus wie die von Romeo und Julia, eine wirkt moderner, breiter, stellt aber fast doppelt so viele Querverbindungen zu Dritten her. Bei dieser Seite wird außerdem Google ReCaptcha eingesetzt, um ein Formular vor Spam zu schützen. Wenn die Einwilligung nicht erteilt wird, funktioniert auch der Spam Blocker nicht und das Formular auch nicht. Das kann man wesentlich besser lösen.

Eine weitere Besonderheit bei Julia: sie gibt keinerlei Mailadresse an, auch nicht für rechtliche Zwecke im Impressum oder der Datenschutzerklärung. Das ist eine Nachlässigkeit, denn Erreichbarkeit per Mail ist zumindest für datenschutzrechtliche Rückfragen erforderlich.

Alles in allem scheint das Ergebnis des IONOS-Baukastens zumindest anhand der beiden Websites von Romeo und Julia kein sehr schlechtes zu sein. Das Design ist zwar altbacken und die unterliegende Technik ebenfalls, aber nicht so sehr, dass es den Seiten deutlich schadet. Grobe Fehler seitens der Baukastentechnik sehe ich nicht. Die meisten Fehler gehen darauf zurück, dass Baukästen nun mal von Laien benutzt werden, die nicht wissen, was Alt-Texte, Metabeschreibungen usw. sind und wie man Bilder korrekt dimensioniert. Das würde sich beim Selbermachen mit WordPress auch nicht anders darstellen. Tatsächlich, und das ist ein besonders wichtiger Punkt, scheint die DSGVO-Konformität erreichbar zu sein. Wenn man also unbedingt einen Webbaukasten benutzen will, kann man hier vieles richtig machen.

Winnetou und Old Shatterhand bei Jimdo

Winnetou und Old Shatterhand haben ihre Websites bei Jimdo erstellt und sich dort nicht mal eigene Domänen geleistet. Dementsprechend nutzen sie auch nur E-Mail-Konten von kostenlosen Massenanbietern wie gmx.de (wie übrigens auch Romeo oben). Ein ziemliches Unding, denn die Billigmailanbieter werten Mailinhalte u.a. zur Platzierung von Werbung aus. Bei Gesundheitsdaten sollte sowas verboten sein.

Winnetous Seite wirkt recht modern, wenn auch immer noch ein bisschen schmal. Sie hat einen Cookie-Blocker. Dieser blockiert aber gleich die komplette Benutzung der Website, bis man eingewilligt oder abgelehnt hat. Das entspricht nicht der Forderung, dass eine Seite auch ohne Einwilligung und ohne auf die Rückfrage zur Einwilligung zu reagieren grundsätzlich funktionieren sollte.

Schwer wiegt zudem, dass bereits vor der Einwilligung Querverbindungen zu Dritten aufgebaut werden, und zwar zu vier verschiedenen Subdomänen von Jimdo und Doctolib. Die zu Jimdo sind typisch und technisch erforderlich für Baukästen, die ihre Materialien oft von mehreren unterschiedlichen Servern ziehen, die überall auf der Welt stehen könnten. Die IP-Adressen der Jimdoserver deuten hier auf Helsinki als Standort hin. Immerhin nicht USA.

Eine Verbindung zu Doctolib dürfte aber in diesem Moment noch gar nicht aufgebaut werden, sondern erst nach Einwilligung. Doctolib setzt auch gleich ein Cookie.

Nach erfolgter Einwilligung kommen neben einem weiteren Drittdienst für Pop-Ups noch Youtube, Vimeo, Google Maps, Google Analytics, Facebook und Doubleclick dazu, letzteres ist ein Werbetracker. Immerhin ist Google Analytics wirklich nur nach Einwilligung aktiv, aber das bedeutet auch, dass die damit gesammelten Daten unvollständig sind. Keine Einwilligung, keine Daten. Man kann die Einwilligungen auch einzeln erteilen bzw. ablehnen, das ist ein Plus. Auch wenn sich diese Mühe in der Regel niemand macht.

Old Shatterhand ist aber noch brutaler unterwegs. Hier erfolgt erst gar keine Abfrage einer Einwilligung, dafür kommt Google Analytics sofort. Klarer Datenschutzverstoß. 9 Cookies werden gesetzt.

Die Datenschutzerklärung von Old Shatterhand ist eine Katastrophe, denn darin ist NUR von Google Analytics und ReCaptcha die Rede und von gar nichts anderem. Was die Praxis selbst mit Daten macht, steht da nicht. Insgesamt sieht die Datenschutzerklärung so aus, als wäre sie lange vor der DSGVO entstanden. Ich konnte allerdings auch keinen Einsatz von ReCaptcha finden, es ist also ein Rätsel, wieso das überhaupt in der Datenschutzerklärung vorkommt. Und Google Analytics besitzt in der Datenschutzerklärung einen Opt-Out-Link, was aber nicht ausreicht für eine Drittverbindung.

Geschwindigkeitstests erzielen bei beiden trotz an sich besserer Technik (HTTP 2.0) etwas schlechtere Werte als bei Romeo und Julia, und auch hier gibt es technische Schwächen wie veraltete Bildformate, große Mengen den Bildaufbau behindernder Ressourcen und ähnliches, worauf man bei Baukästen keinen Einfluss hat. Und auch hier wurden Bilder zu groß angelegt und Meta-Informationen ignoriert, also Laienfehler begangen.

Winnetou hat zwei relevante Suchbegriffe auf Platz Eins und sieben weitere in den Top Ten. Die Praxis von Old Shatterhand liegt auf dem platten Land und weit und breit gibt es anscheinend keinen Wettbewerb. Drei relevante Suchbegriffe liegen auf 1, aber sonst gibt es gar keine Platzierungen in den Top Ten. Überhaupt hat Old Shatterhand bisher die schlechteste SEO-Ausbeute der bislang getesteten Websites.

Diese beiden Websites geben also einen eher durchwachsenen Eindruck ab. Sie zeigen vor allem Datenschutzschwächen, für die aber nicht die Baukästen direkt verantwortlich sind. Beide Praxen liegen außerhalb von Ballungsgebieten, weshalb brauchbare Platzierungen relevanter Suchbegriffe wahrscheinlicher sind als in Großstädten mit stärkerer Konkurrenz.

Laurel und Hardy auf Wix

Laurel und Hardy sind wirklich Sparfüchse. Nicht nur, dass sie keine eigene Domäne benutzen, die Websites sind auch noch nur über Unterverzeichnisse der Hauptdomäne erreichbar. Also statt z.B. praxis.wixsite.com nur über praxis.wixsite.com/blabla. Bei Laurel ist das Unterverzeichnis sogar eine zufällig wirkende Kombination aus 5 Buchstaben. Ruft man die URL ohne das Unterverzeichnis auf, entsteht bei beiden Websites ein Fehler 404, nichts wird gefunden. Das ist ein peinlicher Patzer, man kann nur hoffen, dass das nicht am Webbaukasten selbst liegt.

Beide Websites sind schmal und vom Layout her altbacken, wobei das in Israel beheimatete Wix das eigentlich durchaus besser kann. Bei Laurel legt sich auch gleich ein Werbebanner von Wix über den oberen Rand der Website, damit auch wirklich jeder sofort sieht, dass an dieser Website nur gespart wurde. Erstaunlich: beide Websites versagen beim Test für die mobile Darstellung. Sie sind nicht responsiv, laufen aus dem rechten Rand des Bildschirms raus. So etwas sollte eigentlich kein Problem mehr sein, vermutlich sind die Websites einfach nur alt und lange nicht mehr angefasst worden. Das kann Wix mittlerweile bestimmt besser. Allerdings habe ich im Netz die Information gefunden, dass man bei Wix das Design nicht bei bleibenden Inhalten austauschen kann, sondern von vorne beginnen muss, wenn man ein neues Design möchte. Das wäre, wenn es stimmt, wirklich eine fatale Schwäche.

Weil die Websites nur über diese dümmlichen URLs erreichbar sind, ist ein Test mit Labrika aus technischen Gründen nicht möglich. Laurel und Hardy haben durchaus wenigstens an eine rudimentäre Metabeschreibung gedacht, die zwar nur eine Stichwortaufzählung ist, aber immerhin. Und Hardy besitzt als einziger sogar Alt-Texte bei allen Bildern.

Interessanterweise ist die Geschwindigkeit von Laurels Seite bisher mit deutlichem Abstand die geringste gemessene, obwohl Wix im Gegensatz zu den anderen beiden Baukästen tatsächlich moderne Bildformate und umfangreiches Caching nutzt. Hardys ist ein wenig schneller. Trotzdem verlieren diese beiden den Geschwindigkeitsvergleich haushoch.

Laurel macht außerdem den häufigen Fehler, die Überschrift-Hierarchie von h1 bis h6 als Designoption für Überschriftengrößen misszuverstehen. Dabei dienen diese Stufen der Gliederung. Es sollte genau eine h1 geben, darunter gerne mehrere h2, die jeweils wiederum mit h3 unterteilt sein dürfen usw. Bei Laurel herrscht fröhliches Durcheinander. Hardy macht es ein bisschen besser, aber ebenfalls falsch. Bei den Websites aus den anderen Baukästen gab es diesen Fehler seltener, aber hauptsächlich deshalb, weil gar keine Überschriften oder nur eine h1 genutzt wurden.

Laurel schafft es auf Google mit drei engeren Spezialisierungen plus Ort in die Top Ten, aber nur mit dem eigenen Namen in die Top 3. Etwas besser sieht es bei Hardy aus, zwei Mal Name und zwei Mal Spezialisierung plus Ort in den Top 3 und immerhin noch eine Kombination aus Spezialisierung und Ort in den Top Ten. Dennoch ist das Ergebnis insgesamt schlechter als bei den anderen Websites.

Datenschutztechnisch haben wir hier wieder Katastrophen vor uns. Laurel hat einen sehr schmalen Cookie-Hinweis, den man deshalb leicht ignorieren kann, lädt aber bereits Google Maps und infolgedessen Google Fonts vor der Einwilligung. Die Einwilligung hat damit auch keinerlei Effekt. Ob man ablehnt oder zustimmt, ändert gar nichts. Durch Zustimmung kommt auch nichts weiter hinzu. Laurel hat eine gut versteckte Datenschutzerklärung, die ebenso wie das Impressum kaum zu finden ist. Die Datenschutzerklärung ist rudimentär und auf einem stark veralteten Stand.

Hardy hat ein Impressum, aber gleich gar keine Datenschutzerklärung. Auch Hardy lädt sofort Google Maps und Google Fonts, tut aber nicht so, als würde er nach einer Einwilligung fragen.

Darüber hinaus liegen die Server der Baukastenelemente, aus denen die gesamte Website bei beiden zusammengestellt wird, in den USA. Das ist an sich bereits an Datenschutzproblem, da Datenübertragungen in als unsicher geltende Drittländer, und dazu zählen die USA, ohne Einwilligung nicht erlaubt sind. Schon aus diesem Grund verbietet sich der Einsatz von Wix für Arztpraxen eigentlich.

Hardy ist noch für einen weiteren Lacher gut: er verwendet eine Mailadresse einer eigenen Domäne, die aber nicht zu einer Website führt. Laurel nutzt web.de, einen weiteren Massenanbieter.

Dritter Schritt: Mein Fazit

Ich muss gestehen, dass ich mit mehr klar von den Baukästen verursachten Problemen gerechnet hätte. Es sollte auch deutlich gesagt werden, dass dies kein Test der aktuell angebotenen Baukästen ist, sondern eine Auswertung mit diesen Baukästen irgendwann erstellter Websites. So erkläre ich mir z.B. die Nicht-Responsivität der beiden Websites von Laurel und Hardy, denn so schlecht kann Wix nicht grundsätzlich sein. Das ändert aber nichts an der Datenübertragung in die USA.

Tatsächlich sind die meisten Probleme der sechs hier betrachteten Websites hausgemacht. Wenn man keine Profis beauftragt, sondern mit einem Webbaukasten alles selber macht, konzentriert man sich nur auf das, was man direkt sieht, und patzt in den weniger sichtbaren Bereichen wie Alt-Texte, Meta-Beschreibungen, Strukturierung, SEO, Bildbearbeitung und Datenschutz. Ein Baukastenergebnis bleibt also, auch wenn das Design ansprechend ist, Laienarbeit.

Besonders tragisch sind die gravierenden Datenschutzmängel, die größtenteils selbstverschuldet sind. Gerade als Ärzt:in ist man persönlich für den Datenschutz verantwortlich und kann für vieles haftbar gemacht werden. Gesundheitsdaten gelten nach der DSGVO als besonders schützenswert: Da ist Selbermachen mit dem Webbaukasten schon praktisch fahrlässig.

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